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1.12.2013 | Disc Golf

Disc-Golf: Mehr als nur Frisbee werfen

Golf zu teuer, Mini-Golf zu langweilig? Disc-Golf ist eine Sportart für jedes Alter und jede Leistungsstärke. Ein Beitrag von Florian Kornprobst zur Disc Golf Vereinsmeisterschaft 2013.

Die fünf Männer stapfen mit großen Rucksäcken durch Felder und Wiesen. Es ist ein sommerlicher Tag, die Aussicht auf die Berge der Schwäbischen Alb ist beeindruckend. Doch die fünf vermeintlichen Touristen haben gerade keinen Blick dafür. Dieser gilt runden Plastikscheiben in ihren Händen und metallenen Körben, die mitten aus der unberührten Natur herausragen.

"Statt wie beim herkömmlichen Golf mit Schlägern Bälle in ein Loch zu spielen, wirft man beim Disc-Golf Scheiben in Auffangkörbe aus Metall", erklärt Dominik Stampfer das seltsame Treiben am Skihang in Söhnstetten. Die fünf Männer tragen das Finale der diesjährigen Vereinsmeisterschaft des Sportclub Albuch aus. Wer auf den 18 Bahnen insgesamt die wenigsten Würfe benötigt, gewinnt. Stampfer selbst hat dabei die besten Karten: Der 20-Jährige gilt als einer der besten Spieler Deutschlands.

Disc-Golf-Anlagen in Deutschland

Ende der 70er Jahre entwickelte sich Disc-Golf in Amerika und schaffte wenige Jahre später den Sprung über den großen Teich nach Europa. Obwohl die Sportart für jedes Alter und jede Leistungsstärke geeignet ist, genießt sie ein Nischendasein. 56 festinstallierte Kurse gibt es dennoch derzeit in Deutschland, immer mehr Vereine aber auch Touristen entdecken den Frisbee-Sport für sich. Gut zehn Fußballfelder messen Anlagen mit 18 Bahnen, Eingriffe in die Natur sind dabei nicht nötig: Die Parcours werden der Geländestruktur angepasst. "Die Bahnen unterscheiden sich sehr. Mal geht es bergauf, mal bergab, oft müssen auch Hindernisse wie Bäume oder Täler überwunden werden", weiß Abteilungsleiter Dennis Stampfer " Dominik"s Bruder. Je nach Schwierigkeitsgrad bewältigen die Spieler Strecken zwischen 40 und 250 Metern, bis am Ende die runde Scheibe ihren Weg ins metallene Ziel gefunden hat.

Disc-Golf-Regeln: Dem echten Golf ähnlich

Mit Klemmbrett ausgerüstet geht es für Stampfer und seine Mitstreiter an der ersten Bahn los. Die Truppe beginnt an einer markierten Startlinie, genau 30 Sekunden hat jeder für den Abwurf Zeit. Weitergespielt wird " wie beim regulären Golf auch " von dort, wo die Scheibe gelandet ist. Derjenige dessen Disc nun am weitestem von Ziel entfernt ist, hat den nächsten Wurf. So geht es weiter, bis sich alle Scheiben im Zielkorb befinden. Dann wird los zum nächsten Abwurfpunkt gezogen. Logisch: Je weniger Würfe am Ende nötig waren, desto besser.

"Trotz aller Punkte und Vergleiche: Disc-Golf spielt man nicht gegen andere, sondern gegen sich", verweist Stampfer auf die mentale Schwierigkeit des Sports. Jeder kenne die Bahnen irgendwann, am Ende wären viele Würfe dann einfach nur noch Kopfsache. "Auch das viele Reisen und neue Kurse können natürlich die Runde beeinflussen", meint Stampfer. Der 20-Jährige stand im vergangenen Jahr bei 14 von 15 Turnieren in ganz Deutschland auf dem Siegerpodest. Hinter Europameister Simon Lizotte aus Bremen nimmt er laut "Professional Disc Golf Association" national derzeit den zweiten Platz ein.

Für jeden Zweck die passende Disc

Disc-Golf-Scheiben unterscheiden sich von herkömmlichen Frisbees, die jeder vom Strand oder aus dem Garten kennt. Die professionellen Scheiben sind kleiner, aber mit bis zu 200g durchaus schwerer. Stampfer hat in seinem Rucksack viele verschiedene Sorten dabei. Je nach Entfernung zum Ziel, ändern sich die Anforderungen an das Wurfgerät " jede Scheibe hat eine andere Flugcharakteristik.  Beim ersten Abwurf kommt meist eine Weitwurfscheibe zum Einsatz. Die flachen Discs haben einen schmalen Rand und werden von guten Spielern über 200 Meter geworfen " können also weite Entfernungen überbrücken.

Ist das Ziel noch 75 bis 25 Meter entfernt, schlägt die Stunde der Annäherungsscheibe. "Die sind ein bisschen gewölbter. Je schneller man die Wurfbewegung ausführt, desto länger fliegt sie gerade aus", erklärt der angehende Industriekaufmann Stampfer deren Eigenschaften. Mit der Puttscheibe beendet der 20-Jährige dann schließlich eine Bahn. Sie hat einen deutlich höheren Rand und damit eine wesentlich verbesserte Zielgenauigkeit, die für den entscheidenden Wurf in den Korb benötigt wird.

Disc-Golf-Scheiben ausleihen und selber ausprobieren

Trotz komplizierter Scheiben-Auswahl ist Disc-Golf kein Hexenwerk. "Nach zwei, drei Würfen hatten wir den Dreh schon raus", berichtet eine Familie. Und auch Dennis Stampfer bemerkt: "Wegen der schnellen Erfolge, ist der Sport auch für Anfänger geeignet. Jeder schafft das und jeder kann das bei uns auch ausprobieren." 30 bis 50 Touristen besuchen die Anlage in Söhnstetten pro Woche. Vor allem für Familien und Gruppen ist der ungewohnte Sport in der Natur eine willkommene Abwechslung.

Dominik Stampfers vorletzte Scheibe ist ein paar Meter vor dem Korb gelandet. Jetzt kramt er eine Puttscheibe für den alles entscheidenden Wurf aus dem Rucksack. Der Daumen liegt auf der Scheibe, der Zeigefinger stützt vom Rand. Stampfer stößt die Scheibe vom Bauch aus Richtung Korb, wo sie mit einem scheppernden Geräusch einschlägt. Mit 95 Würfen auf 18 Bahnen ist er nun Vereinsmeister. "ßben, üben und Spaß haben," schmunzelt er. Das sei sein Erfolgsrezept.

Text: Florian Kornprobst

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